Sacha Johann

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Was hat ein Boreout mit der Sinnfrage zu tun?

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Wer kennt sie nicht, die Tage, an denen man nach Hause kommt und das Gefühl hat, nichts, aber auch gar nichts geleistet zu haben. Der Tag hat sich unendlich lang angefühlt? Gähnende Langweile? Aber trotzdem ein schlechtes Gewissen, weil es ja eigentlich immer etwas zu tun gibt…

Meist sind das Einzelfälle und es gibt einen guten Grund für Tage, an denen man gefühlt keinen Stein vor den andern bringt. Was aber, wenn sich diese Tage häufen? Wenn man am Ende des Tages wirklich immer das Gefühl hat, inhaltlich nicht gefordert gewesen zu sein, nichts geleistet zu haben, nichts Sinnvolles geschaffen zu haben? Hinzu kommt das schlechte Gewissen gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, die offensichtlich viel mehr leisten und ihre ganze Energie in den Job stecken.

Diese Gefühle können im Selbstbild, ein fauler Mensch zu sein, enden. Hier kommt jedoch bereits die erste gute Nachricht: Wirklich faulen Menschen fehlt das grundsätzliche Pflichtgefühl, auch eine Leistung bringen zu müssen. Sie geniessen das Nichtstun und gehen in dieser Situation regelrecht auf. Menschen, die Boreout-gefährdet sind, entsprechen jedoch dem puren Gegenteil. Diese Menschen wollen eigentlich Leistung erbringen, aber ihre selbstkritische Haltung setzt sie unter Druck.

Boreout und Burnout mit ähnlichen Symptomen

Zieht sich diese Situation über einen längeren Zeitraum hin, erleben sie Unzufriedenheit, Niedergeschlagenheit und allgemeine Antriebslosigkeit. Das kann zu Schlafstörungen bis hin zu Tinnitus, Infektionsanfälligkeit, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen führen. Symptome, wie wir sie auch bei einem Burnout kennen. 2007 haben Peter Werder und Philippe Rothlin dieses Thema ausführlich in ihrem Buch «Unterfordert» behandelt.

Wenn die fehlende Sinnhaftigkeit ins Boreout führt

Eine der grossen Gefahren, ein Boreout zu erleiden, besteht darin, dass Sie den Sinn in dem, was Sie tun, nicht oder nicht mehr erkennen. Auftretende Routine, Unterforderung, das Fehlen neuer Herausforderungen oder eine generelle Perspektivlosigkeit sorgen dafür, dass Ihre berufliche Erfüllung auf der Strecke bleibt. Die Zeit vom Morgen bis zum Abend erscheint endlos und Sie ertappen sich immer öfter dabei, wie Sie während der Arbeitszeit private Dinge erledigen oder sich beim Surfen im Internet oder auf den Sozialen Medien wiederfinden. Wenn es dann Abend ist, haben Sie das Gefühl, nichts geleistet zu haben.

Ein Klient hat im Einzelcoaching diese Situation einmal sehr treffend umschrieben: «Ich fühle mich wie ein Huhn, das sich von Ecke zu Ecke schleift und am Ende des Tages trotzdem kein Ei gelegt hat.» Unzufriedenheit, Frust, aber auch Scham machen sich breit. Darunter leidet früher oder später auch das private Umfeld.

Was können Sie also tun, wenn Sie über längere Zeit das Gefühl haben, dass Sie den Sinn in dem, was Sie tun, nicht mehr sehen und die berufliche Erfüllung auf der Strecke bleibt?

Stellen Sie sich einmal folgende Fragen:

  • Handelt es sich um eine vorübergehende Flaute, welche sich in absehbarer Zeit wieder legt?

  • Entspricht der Job, den Sie machen, überhaupt noch Ihren ursprünglichen Erwartungen?

  • Wie sieht das Verhältnis zwischen Ihrer Leidenschaft, Ihrer Leistungsbereitschaft und dem Mehrwert, den Sie für sich und andere erzielen, aus?

  • Wie sieht es mit Ihren Perspektiven aus? Gibt es Entwicklungspotential oder sind die Möglichkeiten ausgeschöpft?

  • Können Sie aufgrund der aktuellen Konstellation die Leistung überhaupt noch erbringen, die Sie erbringen wollen?

  • Erhalten Sie die Art von Anerkennung, die Sie erwarten?

  • Befinden sich Ihre Kolleginnen und Kollegen in einer ähnlichen Situation?

  • Können Sie sich in der Freizeit einen Ausgleich schaffen, welcher die Leere ausfüllt?

Wenn die Anzahl der «Nein» Antworten überwiegt, sollten Sie sich Gedanken über Ihre weitere Zukunft machen. Die Basis dazu legen Sie, indem Sie zuerst Ihre Sinnhaftigkeit, Ihr Warum (wieder) finden.

Zur Sinnhaftigkeit in vier Schritten

Standpunkt
Richten Sie den Fokus auf Ihr berufliches Idealbild und fragen Sie sich, was Sie persönlich unter Leidenschaft, Leistungserbringung und Nutzen verstehen. Dann priorisieren Sie diese und überprüfen Sie, wo Sie aktuell stehen.

Innere Haltung
Wie sieht es mit Ihrer inneren Haltung aus? Welches sind Ihre persönlichen Werte, Interessen und Prioritäten. Für was können Sie eine Leidenschaft entwickeln, die Ihren Erwartungen an eine sinnvolle Tätigkeit entspricht? Können Sie diese im Job oder in Ihrer Freizeit ausleben?

Nutzen
Bestimmen Sie möglichst genau, welchen Nutzen Sie in Zukunft erzielen wollen – für sich selbst aber auch für Ihr Umfeld.

Nachhaltigkeit
Halten Sie fest, wie es um Ihre Leistungsbereitschaft steht - wieviel Zeit und Energie wollen Sie für Ihre weitere Entwicklung oder eine, vielleicht sogar radikale, Veränderung aufbringen? Und wie stellen Sie sicher, dass Sie die nötigen Schritte konsequent umsetzen – auch wenn der Weg einmal steinig wird?

Die Erkenntnisse in Taten umsetzen

Was machen Sie nun aus den gewonnenen Erkenntnissen? Grundsätzlich gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Sie halten die aktuelle Situation aus und schaffen sich einen Ausgleich in der Freizeit.

  • Sie suchen das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten, schildern Ihre Situation und bitten um zusätzliche oder neue Herausforderungen.

  • Sie orientieren sich innerhalb Ihrer Unternehmung neu.

  • Sie suchen eine neue Herausforderung bei einem anderen Arbeitgeber oder Sie wählen den Schritt in die Selbständigkeit.

Machen Sie in Ihrem und im Interesse Ihres Umfeldes diese Schritte. Finden Sie Ihre ganz persönliche Antwort auf die Sinn-Frage. Schaffen sich neue Perspektiven und finden Sie Erfüllung, Freude Inspiration und Motivation.


Wenn Sie diesen Weg gehen wollen, begleite ich Sie gerne dabei. Nehmen Sie mit mir Kontakt auf.