Sacha Johann

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Wenn im Job die Sinnhaftigkeit fehlt - 9 Gründe, warum wir trotzdem weiter machen

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Es gibt Menschen, die einen Job machen, obwohl er sie nicht mehr erfüllt. Es fehlt an Sinnhaftigkeit, neuen Herausforderungen, Abwechslung und Perspektiven. Vielleicht haben sich auch die persönlichen Werte und Prioritäten verändert. Die Auswirkungen sind in den meisten Fällen ähnlich: Inspiration und Motivation schwinden, es entsteht eine Leere, die Unzufriedenheit steigt. Viel zu viele Menschen halten diese Situation aber einfach aus. Begleitet von der Frage: Warum mache ich das überhaupt noch? Und wie lange kann, soll, will ich diesen Zustand aushalten? Sie stellen damit leider nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Wohlergehen ihres Umfelds auf die Probe. Warum es dazu kommt und wie man die Situation nachhaltig positiv verändern kann, lesen Sie in diesem Artikel.

Ein Mann ging in Zürich zum Arzt und sagte: «Ich fühle mich schon lange schlecht, bin unglücklich und sehe den Sinn in dem, was ich tue, nicht mehr. Die Situation zermürbt mich. Was soll ich tun? Helfen Sie mir!»

Darauf erwiderte der Arzt: «Schauen Sie aus dem Fenster, wir haben wunderbares Wetter. Gehen Sie hinaus, geniessen Sie einen Spaziergang am See. Dann gehen Sie fein essen, in der Kronenhalle, da gibt es das beste Essen. Am Nachmittag schlendern Sie durch die Bahnhofstrasse. Besuchen Sie die Chocolatiers, die Uhrenläden und die schicken Geschäfte. Und da fällt mir ein, es gastiert gerade ein Zirkus in Zürich. Dort tritt der weltberühmte Clown Grock auf. Das wird Sie fröhlich machen. Grock bringt jeden zum Lachen. Wenn Sie den heute Abend sehen, dann sind Sie gerettet, dann geht es Ihnen wieder gut.»

Der Mann schaute den Arzt traurig an und sagte: «Ich bin Grock.»

Von dieser Geschichte gibt es verschiedene Versionen. Mal spielt sie in Zürich, mal in London, mal in Oslo. Die Essenz ist jedoch dieselbe: Grock hat seinen Job im Zirkus gemacht. Er hat Menschen unterhalten und zum Lachen gebracht. Dafür war er bekannt. Er war einer der Grössten und erfolgreichsten Clowns seiner Zeit. Für ihn jedoch war jeder Auftritt offensichtlich ein unglaublicher Kraftakt. Ohne Freude. Innerlich leer. Trotzdem stand er immer wieder jeden Tag in der Manege.

Damit wäre er auch heute nicht allein. Viele Menschen stehen jeden Tag sinnbildlich in der Manege, verrichten eine Tätigkeit und sehen den Sinn darin nicht mehr: Warum sie es tun, wofür sie es tun, für wen sie es tun. Viele machen trotzdem weiter. Über Monate, über Jahre. Immer wieder holt sie die fehlende Sinnhaftigkeit ein. Am Anfang ist dieses Gefühl vielleicht nur ein Störfaktor. Dauert der Zustand jedoch an, stellt sich mit der Zeit Unzufriedenheit ein. Negative Gedanken, Antriebslosigkeit. Am Abend dann diese Leere, genährt von der Überzeugung, keinen Nutzen erbracht zu haben. Man ist ausgelaugt und fühlt diese unangenehme Müdigkeit.

Eben nicht diese gute Müdigkeit, die sich einstellt, wenn man den ganzen Tag mit Leidenschaft volle Leistung erbracht hat. Müde, aber glücklich und zufrieden. Vergleichbar mit dem Runners High eines Sportlers. So ist der Job ein Dürfen, kein Müssen. Und so sollte es doch sein …

Ein Unternehmer hat es mir im Coaching einmal treffend geschildert: «Wie oft hat man mir schon gesagt, dass ich kürzertreten sollte. Geh es langsamer an, mach Ferien, erhol dich! Aber ich liebe, was ich tue, mein Unternehmen, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dafür bin ich dankbar. Jeden Tag. Warum sollte ich mich erholen? Von was? Wenn es mir doch Freude bereitet? Klar bin ich manchmal müde. Aber diese Müdigkeit gibt mir wiederum so viel Energie und Antrieb zurück. Weil ich weiss, weshalb ich müde bin. Und dass es sich für mich und für die anderen gelohnt hat.» Dieses Beispiel sollte nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein.

In vier Schritten zu Sinnhaftigkeit und Erfüllung
Der Weg zu Sinnhaftigkeit und Erfüllung führt über vier Schritte:

Den Standpunkt definieren
Die Betrachtung der aktuellen Situation, in welcher man sich befindet, und die Gegenüberstellung mit dem gewünschten Idealbild.

Die innere Haltung erkunden
Wo liegen die persönlichen Werte, Interessen und Prioritäten heute? Und stimmen diese mit der aktuellen Situation noch überein?

Den gewünschten Nutzen bestimmen
Welcher Nutzen soll in Zukunft erzielt werden? Für einen selbst, aber auch für andere und das eigene Umfeld?

Die Bereitschaft zur nachhaltigen Veränderung
Was braucht es noch, um den Idealzustand wiederherzustellen? Und wie hoch ist die Bereitschaft dazu, die nötige Leistung zu erbringen, um diesen zu erreichen und nachhaltig sicherzustellen?

Eigentlich ganz einfach. Könnte man meinen. Warum verändern also Menschen, denen Sinnhaftigkeit und Erfüllung fehlen, nichts an ihrer Situation? Obwohl sie spüren, dass etwas nicht stimmt und, noch viel schlimmer, die Situation weder ihnen noch ihrem Umfeld guttut.

Hier ein paar Gründe, die auch im Life- und Business Coaching immer wieder eine Rolle spielen:

Die Komfortzone
Die Komfortzone ist laut Wikipedia der Bereich, der durch Bequemlichkeit und Risikofreiheit geprägt ist. Und genau in diesem Bereich fühlen wir uns sicher. Das ist auch der Grund, weshalb wir uns schwertun, etwas zu verändern. Wir müssen der Wahrheit ins Auge schauen und uns aus der sicheren Zone fortbewegen. Das heisst mitunter auch, einschneidende und unangenehme Entscheidungen zu treffen und diese umzusetzen. Vielleicht mit einem unsicheren Ausgang. Diese Anstrengungen und Risiken wollen wir dann doch nicht eingehen. Plötzlich ist alles ja gar nicht mehr so schlimm und wir bleiben lieber im Status Quo. Für den Moment scheint das okay zu sein. Ist doch eigentlich alles gut.

Wenn aber die Sinnhaftigkeit fehlt, werden wir immer wieder von der Unzufriedenheit und der Leere eingeholt. Und das (Gedanken) Spiel geht wieder von vorne los. Immer wieder Schönreden und sich arrangieren. Bis zur nächsten Krise … Was aber, wenn wir uns in der Phase des Schönredens einmal fragen, was passiert, wenn wir nichts verändern?

Die fehlenden Alternativen
Jahrelang der gleiche Job. Vielleicht läuft das auch gut. Die Arbeit geht leicht von der Hand, die Bezahlung passt. Man ist Teil eines Systems, welches scheinbar perfekt funktioniert. Das kann dazu führen, dass wir uns jahrelang gar keine Gedanken über mögliche Alternativen gemacht haben. Vor allem Baby Boomer, die Generation X und zum Teil auch die Generation Y haben sich in jungen Jahren für einen Job entschieden, welcher vielleicht gar nicht ihren wirklichen Interessen und Werten entsprach. Es wurde einfach nach guten Empfehlungen, Tradition oder vermeintlicher Sicherheit entschieden. Wenn dann plötzlich die Sinnfrage nicht mehr beantwortet werden kann, stehen wir vor einem grossen Fragezeichen, weil wir mögliche Alternativen gar nicht kennen. Also machen wir einfach weiter…

Der erreichte Status
Mit den Jahren haben wir uns einen gewissen Status erarbeitet. Wir wurden vielleicht befördert, erfuhren Anerkennung und Respekt. Natürlich hatte das auch positive materielle Folgen. Man pflegt einen gewissen Lebensstandard, kann auf der Speisekarte zuerst schauen, was einem schmeckt, und prüft erst danach den Preis. All das müsste in der ersten Phase der Veränderung möglicherweise auf die Probe gestellt oder neu erarbeitet werden. Es wird ein neuer bzw. anderer Weg genommen. Und es geht wieder darum, Leistung zu erbringen, sich neu zu positionieren, wahrgenommen zu werden und sich zu etablieren. Aber genau das ist es doch, was einen früher einmal gereizt hat … Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das Ansehen von Menschen, die den Mut für eine Veränderung oder eine Weiterentwicklung hatten, viel grösser ist, als man denkt.

Die Verantwortung
Vieles von dem, was wir uns erarbeitet oder erreicht haben, ist mit Verantwortung verbunden. Privat ist es die Familie, im Job je nach Position das Team oder sogar die Unternehmung selbst. Hier die kritische Frage: Wie viel hat es mit Verantwortungsbewusstsein zu tun, wenn Sie im Status Quo verharren, obwohl Sie den Sinn der Sache nicht mehr erkennen? Wie viel Nutzen erzielen Sie dann noch? Erweisen Sie sich und Ihrem beruflichen und privaten Umfeld nicht einen Bärendienst? Und wie steht es mit der Verantwortung für sich selbst? Hat eine Veränderung nicht auch damit zu tun, dass man für sich selbst und sein persönliches Wohlergehen Verantwortung übernimmt?

Die Angst
Die Angst, etwas aufzugeben, sich in etwas Neues hineinzugeben, etwas verlieren zu können. Diese Angst gilt es zu überwinden. Die Menschen, welche früher in neue Welten aufgebrochen sind, hatten vermutlich auch Angst. Sie haben es trotzdem gemacht. Und ihr Risiko war damals um einiges höher als heute. Vielleicht hatten diese Menschen mehr Druck, etwas zu verändern. Vielleicht hatten sie aber auch einfach den unbändigen Willen, etwas Neues zu wagen, und haben so ihre Ängste überwunden. Wir leben in einem System, in welchem wir in den meisten Fällen aufgefangen werden, wenn wir hinfallen. Was wäre denn das Schlimmste, was passieren könnte? Warum also sieht man die Ängste und Vorbehalte nicht einfach als Warnzeichen und gute Ratgeber, die uns Denkaufgaben geben? Damit eben die befürchteten Szenarien nicht eintreten oder – falls doch – eine Lösung vorhanden ist. Wir haben es selbst in der Hand, ob die Angst ein guter Berater oder ein Verhinderer ist.

Der Leidensdruck ist zu wenig tief
Im Moment ist es vielleicht nur ein ungutes Gefühl. Aber was Sie heute bestenfalls stört, entwickelt sich mit der Zeit zu einer Blockade. Und wie reagieren Sie im Auge des Sturms? Sie laufen unüberlegt Hals über Kopf davon. Oder suchen Schutz in der Komfortzone. Oder werden weggeblasen und stehen im Regen. Ich hatte einmal einen Klienten im Business Coaching, der die entsprechenden Zeichen immer wieder negiert hat. Anfänglich war es nur ein störender Gedanke. Beförderungen und gute Bezahlung haben eine gewisse Zeit zur Schmerzlinderung beigetragen. Irgendwann gipfelte das Ganze in einer Sinn- und Daseinskrise, weil er an dem Punkt angekommen war, an welchem Geld und Status nicht mehr ausgereicht haben. So weit muss es nicht kommen, darf es eigentlich auch nicht.

Der Anreiz fehlt
Menschen reagieren auf Reize und positive Herausforderungen. Das ist es, was das Leben interessant macht und motiviert. Patrick Foletti, Torwarttrainer der schweizerischen Fussballnationalmannschaft, hat kürzlich in einem Interview welches ich mit ihm geführt habe, gesagt, dass ein Leader immer wieder neue Reize setzen muss. Warum übernimmt man dann nicht den Lead für sich selbst und setzt sich neue Anreize? Oder bemüht sich darum, neue Herausforderungen zu erhalten? Zuerst gilt es jedoch herauszufinden, wo diese Anreize liegen. Wir beantworten diese Frage unterschiedlich. Bei den einen ist der Anreiz materieller Natur, anderen sind die sogenannten «Soft Factors» wichtiger. Also geht es doch zuerst einmal darum, herauszufinden, auf welchen Reiz man anspricht. Wo liegt also der Anreiz für eine Veränderung? Was ist der Nutzen, welcher mit einer Veränderung erzielt werden kann? Was wird besser?

Die Reflexion findet nicht statt
Viele Menschen hinterfragen ihr Denken und Handeln nicht. Sie funktionieren in einem System. Sie lassen sich treiben, gehen Gewohnheiten nach, machen ihren Job, leben ihr Leben. Ohne sich zwischendurch auch einmal zu fragen, ob denn wirklich noch alles in Ordnung ist. Dabei macht es Sinn, einmal innezuhalten und die eigene Situation zu überdenken. Mit einer regelmässigen Selbstreflexion können Sie frühzeitig Zeichen erkennen. Und es besteht die Möglichkeit, erste Massnahmen zu ergreifen, bevor sich die Situation zuspitzt und sich die fehlende Sinnhaftigkeit auf Sie selbst oder Ihr Umfeld auswirkt.

Der Austausch ist nicht vorhanden
Vielleicht spüren Sie erste Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Dass die Sinnhaftigkeit immer weiter wegrückt. Aber es fehlt die Möglichkeit, sich darüber auszutauschen. Ich stelle beim meinen Klientinnen und Klienten im Business Coaching immer wieder fest, dass sie ab einer bestimmten Führungsstufe einige ihrer Themen nicht teilen können. Oder wollen. Eine Klientin kam genau aus diesem Grund zu mir ins Coaching. Sie hat es einmal so geschildert: «Mit jeder Funktionsstufe wurde meine Welt einsamer. Ich konnte viele meiner Sorgen und Schwächen nicht oder nicht mehr mit Kolleginnen und Kollegen besprechen. Im Job war ich mir nie sicher, ob das nicht irgendwann einmal gegen mich verwendet werden könnte. Und je komplexer und anspruchsvoller meine Tätigkeit wurde, umso weniger Verständnis fand ich im privaten Rahmen. Mein Partner und meine Freunde hatten schlicht keine Ahnung von dem, was ich tat, und warum es mich beschäftigte. Es fehlte ihnen auch die Vorstellungskraft, dass auch ich einmal schwach sein könnte. Dass auch ich einmal meine Sorgen und Ängste teilen möchte.»

Treten Sie noch in der richtigen Manege auf?
All diese Gründe scheinen ihre Berechtigung zu haben und sie halten Menschen zurück, eine Veränderung oder eine Weiterentwicklung in die Wege zu leiten. Aber wie viel Gewicht sollten Sie diesen Überzeugungen geben? Und lohnt es sich wirklich, trotzdem weiterzumachen? Jeden Tag in der Manege zu stehen, obwohl Sie denn Sinn nicht mehr erkennen und die Erfüllung fehlt? Genau so wie Grock. Wenn nicht, sollten Sie sich damit auseinandersetzen.

Ganz am Anfang stehen die persönliche Erkenntnis und die Akzeptanz. Es ist nicht einfach, sich einzugestehen, dass etwas nicht stimmt. Noch schwieriger ist es dann etwas zu unternehmen und eine Veränderung der Situation einzuleiten. Der erste Schritt kann sein, dass Sie sich einfach mal hinsetzen und darauf achten, welche Gedanken und Gefühle aufkommen, wenn Sie die aktuelle Lage in der Sie sich befinden, hinterfragen. Diese Gedanken sollten Sie aufschreiben. Der nächste Schritt ist, dass Sie sich fragen, was passiert, wenn Sie nichts an Ihrer Situation verändern. Auch hier macht es Sinn, sämtliche Punkte zu notieren. In einem dritten Schritt können Sie sich fragen, wie Ihr Idealbild aussieht und was die positiven Auswirkungen sind, wenn Sie es (wieder) erreicht haben.

Dann können Sie sich entscheiden, ob es Sinn macht, eine neutrale Ansprechperson zu suchen, welche vorbehaltlos mit Ihnen an die Sache herangeht.

Ich arbeite dazu in einem vierstufigen Prozess. Mit der SINN-Formel. Wie das im Detail abläuft, habe ich in früheren Artikeln beschrieben. Sie finden diese hier und hier.

Oder schauen Sie meine Keynote zu diesem Thema an.


Suchen auch Sie nach der Sinnhaftigkeit oder wollen Sie ganz einfach Ihre aktuelle Situation reflektieren? Haben Sie ein anderes privates oder berufliches Thema, welches Sie angehen möchten? Dann freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme.