Life & Business Coaching

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Zudem erhalten Sie Einblicke in das Leben, Denken und Handeln von interessanten Persönlichkeiten, die ihren Weg gehen und etwas bewegen wollen.

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"ERKENNE DEN RICHTIGEN MOMENT" - MEINE BEGEGNUNG MIT MICHAiL GORBATSCHOW UND IHRE FOLGEN

 

Den richtigen Zeitpunkt zu finden, um einen entscheidenden Schritt zu machen, ist nicht immer einfach. Das erlebe ich immer wieder bei meinen Klientinnen und Klienten in meinen Personal Coachings. Ich habe meine ganz eigene Geschichte dazu – der ehemalige Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, spielt darin eine eigene Rolle.

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Sacha Johann Personal- & Teamcoaching

Als dieses Bild im Juli 2005 entstand, war ich noch verantwortlich für das Marketing des Private Banking Kundensegments bei einem Schweizer Finanzinstitut. Gleichzeitig nahm mein Engagement als Sidepreneur – 2002 hatte die Kommunikationsagentur Premotion mitgegründet – immer mehr meiner Ressourcen in Anspruch. Die Agentur beschäftigte zu diesem Zeitpunkt drei Mitarbeitende, mein Einstieg war schon länger ein Thema. Noch war ich jedoch nur in der Freizeit und am Wochenende für Premotion tätig. Mit der Zeit liess es sich jedoch auch nicht mehr vermeiden, dass ich während der Arbeitszeit auf der Bank mit Fragen und unaufschiebbaren Tätigkeiten konfrontiert wurde. Aber es brauchte ein prägendes Ereignis, welches mich dazu veranlasste, den entscheidenden Schritt zu machen.

Anlässlich des 20 Jahre-Jubiläums von Glasnost und Perestroika fand in Luzern ein Konzert des russischen Pianisten Andrei Gavrilov, verbunden mit einem Gespräch mit Michail Gorbatschow statt. Gavrilov, zu Beginn seiner Karriere gefeiert, wurde in den 80er Jahren aufgrund regimekritischer Äusserungen von der damaligen sowjetischen Führung unter Hausarrest gestellt und zeitweise in psychiatrische Kliniken eingewiesen. 1984 wurde er von Michail Gorbatschow rehabilitiert; das war der Beginn einer langen Freundschaft. 

Die Organisatorin der Veranstaltung sprach bei uns für ein Sponsoring-Engagement vor, welches von der Bank bewilligt wurde. Im Gegenzug stand uns ein Ticketkontingent zur Verfügung. Dieses Kontingent sollte dafür genutzt werden, den Anlass mit Kunden zu besuchen. Das Interesse an den Plätzen war gross, viele Kundenberater ergriffen die Gelegenheit, ihren Kunden ein einmaliges Erlebnis zu bieten. Auch ich war begeistert von diesem Projekt, nahm mich der Sache jedoch nicht wie gewohnt an. In früheren Jahren hatte ich bei solchen Gelegenheiten für die Berater jeweils ein zusätzliches Programm organisiert und das Maximum an Gegenleistungen für ein Sponsoring-Engagement herausgeholt. Noch ein Jahr zuvor hatte ich bei einem Charity Ball einer Stiftung dafür gesorgt, dass die Bankvertreter mit ihren Kunden am Tisch der Ehrengäste Roger Moore und Christopher Lee sassen.

Jetzt liess ich den Dingen, bis auf die Ticketzuteilung, ihren freien Lauf. So kam es, dass sich die Kundenberater zusammenschlossen und ihre Kunden zu einem Begrüssungsapéro auf der Terrasse des Konzerthauses einluden.

Kurz kam einmal die Frage auf, ob es möglich sei, ein kurzes Meet & Greet mit Michail Gorbatschow zu organisieren. Auf meine Nachfrage verneinte das die Veranstalterin. Ich akzeptierte diese Antwort. Auch etwas, das es früher nicht gegeben hätte.

Flyer Gorbatschow.JPG

Dann kam der Tag der Veranstaltung. Ein Samstag. Das Konzert  von Andrej Gavrilov mit dem anschliessenden Talk mit Michail Gorbatschow war ein voller Erfolg. Michail Gorbatschow, der mit seiner Politik massgeblich zum Ende des kalten Krieges, zur deutschen Wiedervereinigung, aber auch zum Ende der Sowjetunion beigetragen hatte, war als Gast vor Ort. Er sprach in einem Talk über seine Erinnerungen an die Ereignisse, welche mit seinem Amtsantritt 1985 ihren Lauf nahmen und auf ihrem Höhepunkt der Welt neue Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben zwischen Ost und West gaben.

Im Konzertsaal herrschte absolute Stille, als er sprach. Man spürte geradezu, wie die Spannung und die Energie dieser weltverändernden Ereignisse den Raum einnahmen.

Danach ging es mit dem Schiff zum Empfang, zu dem ich mit meiner Verlobten Anouk und meinem damaligen Vorgesetzten eingeladen war.

Plötzlich standen wir vor Michail Gorbatschow. Dieser, ganz ungezwungen, begann ein Gespräch mit uns – seine Dolmetscherin übersetzte alles. Gorbatschow kennenzulernen und mit ihm zu sprechen, gehört zu den einprägsamsten Erlebnissen, die ich jemals erfahren habe. Es ging etwas Magisches von diesem Mann aus. Und er war auch witzig. Wie lange wir schon ein Paar seien, wollte er wissen und wann die Hochzeit sei. „In einem Jahr“, entgegnete ich. Ob ich denke, dass meine Verlobte auf mich bis zur Hochzeit warten würde. Es gäbe doch bestimmt noch andere Anwärter, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. Sie wartete, Gott sein Dank :-). Dann machten wir noch ein gemeinsames Foto. Ich war in Hochstimmung, angetan von dieser unglaublichen Persönlichkeit wie auch von der ganzen Atmosphäre, die herrschte – bis zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Vorgesetzten traf: „Das war ein guter Event. Schade jedoch, dass die Kunden nicht die Möglichkeit hatten, Michail Gorbatschow persönlich zu treffen.“ Das war der zweite „magische Moment“ an diesem Abend. Allerdings ein wenig erfreulicher. Mir wurde schlagartig bewusst, dass es mein Job gewesen wäre, mehr aus dieser einmaligen Möglichkeit zu machen. Stattdessen tat ich im Vorfeld gerade das Nötigste und verpasste es so, das Optimum für die Kundenberater und ihre Gäste herauszuholen. Zu sehr war ich in dieser Zeit noch mit anderen Dingen beschäftigt.

Der Abend war für mich gelaufen.

Am nächsten Tag war ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite noch immer überwältigt von dem Abend insgesamt. Auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl, meinen Job nicht gemacht zu haben. Und das nagte unglaublich an mir. Ich musste meine Gedanken ordnen und ging mit mir selbst ziemlich hart ins Gericht. Der Tanz auf zwei Hochzeiten als Angestellter und Selbständiger hatte zu lange gedauert. Ich hatte erkannt, dass ich schon viel zu sehr in die Agentur involviert war und dass dieses Engagement nur noch grösser werden würde. Weitere solcher Ereignisse, die nicht meinem Verständnis von Arbeitsqualität und Aufgabenerfüllung entsprachen, wären unvermeidbar geworden.

Am Montag stellte ich bei meinem Vorgesetzten meinen Job zur Verfügung. Ich erklärte ihm meine Gedanken und auch, dass ich erkannt hatte, dass es immer schwieriger werden würde, sowohl den Ansprüchen der Bank als auch der Agentur gleichermassen gerecht werden zu können. Noch immer ärgerte ich mich darüber, dass ich die Zeichen offenbar zu spät erkannt hatte. Mein Vorgesetzter sah das nicht so dramatisch wie ich. Er war sehr überrascht und nahm meine Kündigung nicht an. Aber er machte mir den Vorschlag, mein Pensum für die nächsten 12 Monate bei der Bank auf 50 % zu reduzieren. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar. Ein Jahr später stieg ich dann zu 100 % bei Premotion ein.

Wenn ich heute dieses Bild anschaue, löst das bei mir gemischte Gefühle aus. Auf der einen Seite sind da die Erinnerungen an ein grossartiges Erlebnis. Auf der anderen Seite – und das ist der „Fluch“ – ärgert es mich noch heute, dass ich die Zeichen nicht schon früher erkannt und die Prioritäten verlagert hatte. Schlussendlich aber – und das ist der „Segen“ – hat diese Geschichte dazu beigetragen, dass ich den Schritt in eine erfolgreiche und erfüllende Selbständigkeit gemacht habe. Manchmal frage ich mich, ob es Zufall oder Schicksal ist, dass das Zitat „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ von Michail Gorbatschow stammt.

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